„Franckreichs Geist“: Streitschrift von 1689 in ausführlich kommentierter Komplettedition erstmals wieder verfügbar

Wer in der frühen Neuzeit aktiv und aktuell in die zahlreichen Diskurse der Zeit einsteigen wollte, nutzte dafür das Medium der Flugschrift. Ein seinerzeit weit verbreitetes Beispiel dieser Gattung war „Franckreichs Geist“ von 1689. Diese Flugschrift gab es in zahlreichen Variationen und mehreren Sprachen. Informativ, polemisch und unterhaltend zog ihr anonymer Autor gegen die Expansionsplänen Ludwig XIV. argumen- tativ zu Felde.

Dieses besondere Zeitdokument war bis vor kurzem nur schwer zugänglich. Mit der jetzt von Dr. Andreas Brandtner vorgelegten Edition der 108seitigen Flugschrift ist 'Franckreichs Geist' auf mehr als 300 Seiten textlich wieder leicht verfügbar. Zusätzlich ist die Textedition durch eine ausführliche Kommentierung Seite für Seite für den heutigen Leser erschlossen. Neben der transkribierten Originalseite findet sich eine zeilenweise Kommentierung.

Zu Beginn seines Buches gibt Brandtner einen historischen Abriss und zeigt auf, was zur Geschichte dieser Flugschrift heute bekannt ist, in welchen Ausgaben sie wo auffindbar ist und für wen sie Ende des 17. Jahrhunderts geschrieben wurde. Außerdem wird eine Hypothese über den mög- licherweise gar nicht so anonymen Autor vorgestellt. „Selbst im großen zeitlichen Abstand ist die streitlustige, individuelle, rhetorisch geschulte, oft erstaunlich moderne Stimme ... noch heute klar vernehmbar, voller wohl kalkulierter Polemik.“